Wenn junge Chinesen im Herbst ins neue Schuljahr starten, werden sie auf ihrem Stundenplan ein neues Fach vorfinden: „Labour Class“. Ja, wie soll man das übersetzen? Früher an deutschen Volksschulen nannte man das Handarbeit, was aber nur für Mädchen vorgesehen war. Häkeln, Stricken und so. Doch „Labour Class“ ist – so wie es das chinesische Bildungsministerium versteht – wesentlich mehr. In dem kürzlich vorgestellten „Compulsory Education Curriculum Programme“ hat das Ministerium definiert, was alles unter Labour Class fällt. Eigentlich sind es alle nützlichen Tätigkeiten, die man im Alltag zum Überleben braucht – von Putzen über Reparieren bis Kochen. Vor allem Letzteres erzielte bei Eltern wie Schülern die größte Aufmerksamkeit. Bei Weibo wurde das entsprechende Hashtag sage und schreibe über 870 Millionen mal geklickt. Die Reaktion der Eltern war – wie nicht anders zu erwarten – gemischt. Die einen freuten sich, dass ihre Kinder die Grundlagen der Kochkunst erlernen; die anderen stöhnten: auch das noch, haben die Kinder nicht eh schon genug an der Backe. Die Vorgaben für die Schüler der neunjährigen Grund- und Hauptschule sind, was das Kochen anbetrifft, sehr detailliert. In den ersten zwei Jahren sollen die Schüler lernen, wie man Gemüse wäscht und vorbereitet sowie Obst schält. Die nächsten zwei Jahre sollen sie dann kalte Speisen plus die dazu nötigen Saucen zubereiten können. In der 5. und 6. Klasse sollen die Schüler in die Lage versetzt werden, einfache Gerichte zu kochen, wie zum Beispiel Eier mit Tomaten. In den letzten drei Jahren geht es dann ans Eingemachte: Am Ende sollen die Schülerinnen und Schüler in der Lage sein, drei Gerichte für ihre ganze Familie zu präparieren und zu servieren. Interessant ist, welchen Stellenwert das Ministerium der „Labour Class“ beimisst. Sie soll zwischen 14 und 18 Prozent der Endnote ausmachen. Das ist etwas weniger als Chinesisch (21 Prozent) und mehr als Mathematik (14 Prozent).
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