Die Zeit hat im Feuilleton eine Seite namens „Sinn und Verstand“. Kürzlich durften dort der Publizist Shi Ming und der Freiburger Sinologe Daniel Leese aktuelle chinesische Denker präsentieren. In der aktuellen Ausgabe stellt die China-Korrespondentin Xifan Yang einen weiteren illustren Intellektuellen vor: Xiang Biao (50). Für sie ist er „einer der momentan spannendsten Denker Chinas, einer der wenigen des Landes, die im immer erdrückenderen Klima unter Xi Jinping überhaupt noch ein breites Publikum erreichen“. Xiang ist Sozialanthropologe. Er verließ 2003 China, um in Oxford zu studieren und später zu promovieren. Seit September 2021 ist er Direktor am Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung in Halle. Als er dorthin kam, wollte er sich eigentlich nicht mit mehr mit China befassen, sagt er. Doch es kam anders. Seine Kurzanalyse der chinesischen Gesellschaft beschreibt Xifan Yang so: „In China lebten heute 2,4 Milliarden atomisierte Individuen, von denen viele aus Ohnmacht das Große fetischierten. Die Treiber der gesellschaftlichen Fragmentierung seien Hypermobilität und gnadenloser Wettbewerb. Sie wirkten auf das vermeintlich kommunistische Regime geradezu systemerhaltend.“
Info:
Der ZEIT-Artikel ist hinter der Paywall: https://www.zeit.de/2022/29/xiang-biao-soziologie-anthropologie-china-max-plank-institut#paywall
Frei hingegen sind ein Interview von Xiang Biao mit Sixth Tone: https://www.sixthtone.com/news/1009312/anthropologist-xiang-biao-on-chinas-involuted-generation sowie folgender Podcast des China Centre der University of Oxford: https://www.youtube.com/watch?v=5fTcgWx_bl4