Ein Abend Mitte Dezember im Berliner C*Space. An einer langen Tafel haben rund 25 Gäste Platz genommen. Ein nobler Caterer serviert Fusion Food, zwei Chinesen präsentieren Daten, Fakten und Bilder über einen Investitionsstandort in Ost-China. Die Referenten sind Vertreter der Wuxi Xishan Economic and Technological Development Zone. Wuxi ist eine aufstrebende Industriestadt in der Provinz Zhejiang. Die zwei aus Wuxi gehörten zu einer rund 200 Mann und Frau starken Delegation aus der Provinz, die am 9. Dezember mit einer gecharterten Maschine von China Eastern von Suzhou nach Paris flogen. 30 Investitionsteams aus diversen Städten saßen in der Maschine mit der Flugnummer MU 7149. Nach ihrer Ankunft schwirrten sie aus, zuerst in Frankreich und dann nach Deutschland. Überall im Lande mussten in den zwei, drei Wochen vor Weihnachten schnell und hektisch Gespräche und Konferenzen für die chinesischen Gäste organisiert werden. Die Delegation aus Zhejiang war beileibe nicht die einzige, die Deutschland ihre Aufwartung machte. Es war schwer, den Überblick zu behalten, wer gerade durch Deutschland tourte. Nanjing (Hauptstadt von Jiangsu, der Nachbarprovinz von Zhejiang) war eine der ersten Städte, die Anfang Dezember Emissäre nach Frankreich und Deutschland schickte und in Frankfurt eine Konferenz veranstaltete. Aber auch Provinz- und Stadtregierungen aus Hainan, Fujian, Guangdong und Jiangsu sowie Ningbo und Wuhan organisierten Charterflüge nach Europa. Fast kein Flieger landete in Deutschland, sondern die meisten landeten in Frankreich und auch Finnland. Diese Länder sind bei der Visum-Erteilung weniger restriktiv als die deutschen Behörden. Via Paris und Helsinki ging es dann in den Schengen-Raum weiter, in dem Deutschland eine der beliebtesten Adressen war. Nachdem fast drei Jahre kein persönlicher Austausch zwischen China und Deutschland stattgefunden hat, wollen die chinesischen Delegationen mit ihrer Reiseoffensive zeigen, wir sind wieder da, wir suchen den Austausch, wir wollen uns nicht abnabeln, wie vielfach unterstellt wird. Auch schwingt die Sorge mit, dass sich europäische Unternehmen aus politischen Gründen von China abwenden. Deshalb auch diese PR-Offensiven. Die Reisetätigkeit chinesischer Wirtschaftsdelegationen beschränkte sich dabei nicht nur auf Europa. Auch der Nahe Osten und die asiatische Region waren in den vergangenen Wochen Ziel vieler Reisegruppen, die meist eine Mischung aus Funktionären und Unternehmen sind. Sie waren erst die Vorboten einer Reisewelle, die in den kommenden Monaten aus China zu erwarten ist. Nachdem nun die strengen Corona-Regeln gefallen sind, werden im nächsten Jahr viele Delegationen auf Goodwill-Tour durch Europa und Deutschland tingeln. Allen voran die wirtschaftlich starke Zhejiang-Provinz. Deren Regierung hat bereits angekündigt, über 10 000 Unternehmen auf Business Trip ins Ausland zu schicken. Am 12. Januar werden in Düsseldorf schon die ersten Besucher erwartet, denn dann findet dort die Zhejiang-Germany Investment Economic and Trade Cooperation Promotion Conference statt.
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