Wie abhängig sind wir wirtschaftlich von China? Diese Frage wird immer häufiger gestellt. Schaut man auf die Zahlen der Handelsstatistik, könnte man die Abhängigkeit als wesentlich einstufen, ist doch China unser größter Handelspartner. So kommen zwölf Prozent unserer Importe aus China. Vier Forscher des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) an der Uni Kiel schauten aber in ihrem aktuellen „Kiel Policy Brief“ etwas genauer hin, und zwar nicht auf die Handelsströme, sondern auf die Anteile Chinas an unserer Produktion und unserem Konsum. Und sie kamen zu dem Ergebnis, „dass die Bedeutung Chinas sowohl für den deutschen Endverbrauch als auch für die Produktion geringer ist, als durch klassische Handelsstatistiken suggeriert wird“. Geht man jedoch in einzelne Produktkategorien zeigen sich Abhängigkeiten auf. Gravierend sind sie bei elektronischen Geräten wie Laptops, Computern, Mobiltelefonen, LEDs und Monitoren, aber auch bei Textilprodukten wie FFP-Masken, Fahrradteilen, organischen Chemikalien, Medikamenten wie Phenazon oder Malonylharnstoff sowie die Vitamine E und B6.
Um die Versorgungssicherheit Deutschlands zu gewährleisten, sei – so die Autoren – eine Strategie für mehr Diversifizierung dringend geboten. Diversifizierung sei jedoch auf keinen Fall mit einer vollständigen Entkopplung von China gleichzusetzen. Denn eine Entkopplung der EU von China würde mit erheblichen Wohlstandseinbußen einhergehen, sodass diese nicht leichtfertig unternommen werden sollte.
Info:
Den Kiel Policy Brief „Leere Regale made in China: Wenn China beim Handel mauert” kann man hier downloaden: