China hat eine alternde Gesellschaft. Und leider korrelieren mit dem Alter gewisse Krankheiten, unter anderem die Demenz. Derzeit soll es in China nach Angaben des „China Alzheimer Report 2022“ über 15 Millionen demente Menschen geben, knapp zehn Millionen davon haben Alzheimer. Das ist die höchste Zahl weltweit. Aber auch in der Häufigkeit von Alzheimer hat China eine Spitzenposition. Während weltweit auf 100 000 Personen 682,5 Alzheimer-Kranke kommen, beträgt diese Zahl in China 788,3. Da Chinas Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten rapide altern wird, wird es auch immer mehr Alzheimer Kranke geben. Die Behörden rechnen mit über 40 Millionen im Jahr 2040. Das Land ist darauf nicht vorbereitet. So steht im Alzheimer Report (der unter anderem auch vom Chinese Centre for Disease Control and Prevention erstellt wurde): “The country’s diagnosis and treatment rate for AD (steht für Alzheimer´s Disease) remains low, with few medical specialists and minimal public awareness. Therefore, improving the prevention and treatment of AD under the government’s leadership is urgent.” Zu einem ähnlichen Befund kommt eine aktuelle Studie mit dem Titel “Preparedness of China´s health care system to provide access to a disease-modifying Alzheimer´s treatment“. Dort schreiben die vier Autoren aus den USA und Singapur: „Our findings suggest that China’s healthcare system is ill prepared to provide timely access to Alzheimer’s treatment
Die Regierung hat das Manko erkannt und versucht gegenzusteuern. Mitte Juni veröffentlichte die National Health Commission (NHC) ein Drei-Jahres-Programm, mit dem sie drei Ziele verfolgt. Erstens soll das Bewusstsein in der Bevölkerung für die Krankheit gesteigert werden. Zweitens soll die frühzeitige Erkennung von Demenz-Kranken verbessert werden. Und drittens soll die Ausbildung für das Betreuungspersonal ausgeweitet werden. Eine wichtige Rolle sollen dabei die sogenannten Memory Kliniken spielen. Die gibt es seit den 90er Jahren. Damals hießen sie noch Demenz-Kliniken oder Alzheimer-Krankheit-Kliniken. Wie viele es davon gibt, ist nicht genau bekannt. Der Alzheimer Report kann als aktuellste Zahl nur eine aus dem Jahr 2014 präsentieren. Damals waren es 128. Doch – so der Report – allein in Shanghai seien in den letzten vier Jahren 26 neuen Memory-Kliniken entstanden. Die Kliniken spielen offenbar eine wichtige Rolle bei der Erkennung von Alzheimer-Krankheiten. 2019 wurden fast 30 Prozent der Alzheimer-Fälle dort entdeckt. Ein Ausbau dieses Klinik-Systems wäre also dringend notwendig, zumal dort auch Personal für die Betreuung – sowohl innerhalb des Gesundheitssystems als auch zu Hause – ausgebildet wird. Noch werden die meisten Demenz-Kranken zu Hause gepflegt, was für die Familienmitglieder eine enorme finanzielle und psychische Belastung darstellt.
Info:
The China Alzheimer Report 2022 kann man hier downloaden: https://gpsych.bmj.com/content/gpsych/35/1/e100751.full.pdf
Den Artikel „“Preparedness of China´s health care system to provide access to a disease-modifying Alzheimer´s treatment“ gibt es hier:
https://alz-journals.onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1002/alz.13348