Klassische Musik ist nicht mein Ding. Deshalb verlasse ich mich da auf andere. Zum Beispiel auf den Musikkritiker Harald Eggebrecht. Er schrieb gerade in der Süddeutschen Zeitung eine Eloge auf Tianwa Yang („eine der virtuosesten Geigerinnen der Welt“) und berichtet von dem Treffen mit dieser „Ausnahmekünstlerin“, die er in Würzburg getroffen hat, wo sie als Professurin an der Hochschule für Musik tätig ist. Als Tochter eines Kfz-Mechanikers und einer Buchhalterin war sie sicher nicht durch das Elternhaus vorgeprägt. In einem musischen Kindergarten wurde ihr Talent entdeckt. Sie landete relativ schnell, im Alter von zehn Jahren, bei Lehrmeister Lin Yaojii im Musikkonservatorium von Beijing. „In Lins Geigenklasse ging es vor allem um Solisten, Wettbewerbe und den Weg, über Siege zu Stipendien in die USA zu kommen“, sagte sie der SZ. Es habe ein ständiger Konkurrenzdruck geherrscht, zu dem auch gegenseitiges Schlechtmachen zählte. „Das alles fand ich fürchterlich. Bloß weg davon!“ In Beijing lernte sie bei dessen Meisterkurs den Karlsruher Violin- und Kammermusikprofessor Jör-Wolfgang Jahn kennen, und sie wusste, wohin sie wollte: Nach Karlsruhe, wo sie 2003 – gerade mal 16 Jahre alt – mit einem DAAD-Stipendium auch landete. Dort war sie geschockt, „dass der Unterricht hier nicht über Druck funktionierte, sondern man weitestgehend versuchte, nicht nur durch Fleiß voranzukommen“. Die Karlsruher Hochschule für Musik war der Ausgangspunkt ihrer Karriere in Europa. Sie spielt unter vielen bekannten Dirigenten, tritt auf den besten Bühnen und den angesagtesten Festivals auf. Ihr Repertoire reicht von Klassik bis zu zeitgenössischer Musik. Zum Schluss zitiere ich nochmals den schwelgenden Harald Eggebrecht: „Es ist wahrlich an der Zeit, diese einzigartige Musikerin, zweifellos eine der ganz großen Geigerinnen unserer Zeit, allseits zu präsentieren und zu feiern.“
Info:
Hier der aktuelle Terminplan von Tianwa Yang (darunter einige in Deutschland und der Schweiz): https://tianwayang.com/de/termine