HU IS HU? Kurt Campbell – neuer, alter Asien-Chef in Washington

Kurt Campbell (66) ist ein typisch amerikanischer Wanderer zwischen unterschiedlichen Welten. In seiner langen Karriere pendelte er zwischen Wissenschaft, Thinktanks und Politik. Demnächst wird er dort einen Top-Job erklimmen – stellvertretender Außenminister als Nachfolger von Wendy Sherman (74), die schon im Sommer in den Ruhestand gegangen ist. Am 1. November hat Biden ihn bereits als Vize-Außenminister ernannt, aber der Senat muss noch sein Ok geben. Campbell wird sich in dieser Funktion vor allem um die indo-pazifische Region kümmern. Eine Region, die er bestens kennt. In Washington hat er den offiziellen Titel „Asia Tsar“.

Der Demokrat spielte schon in der (ersten) Obama-Administration eine wichtige Rolle. Im Außenministerium von Hillary Clinton war er für Ostasien und den Pazifik zuständig. In dieser Funktion war er an der Neuausrichtung der Asien-Politik von Obama und Clinton maßgeblich beteiligt. Der im November 2011 von Barack Obama verkündete „Pivot to Asia“ (Schwenk nach Asien) trug auch Campbells Handschrift. 2013 verließ er das State Department und machte sich selbständig. Er gründete das Beratungsunternehmen The Asia Group in Washington mit weiteren fünf Büros in Asien. Es berät Unternehmen und Investoren bei ihren Geschäften in Asien. Campbell ist allerdings dort nicht mehr aktiv, denn im Januar 2021 holte Joe Biden den Asien-Experten in seine Administration. Im National Security Council ist er für die Region Asien-Pazifik zuständig. Wie schon unter Obama war Campbell auch unter Biden einer der Masterminds hinter dessen Asien-Politik. Er war einer der Konstrukteure der neuen amerikanischen Sicherheitsarchitektur in Asien. Die zwei unter Biden geschmiedeten „Bündnisse“ Quad (mit Japan, Australien und Indien) und AUKUS (mit Australien und Großbritannien) sind zum großen Teil sein Werk. Ebenso das Camp-David-Treffen im August, als sich doch relativ überraschend Japan und Südkorea unter der Führung der USA zu mehr Zusammenarbeit verpflichteten. 

Diese Aktionen wurden in China sehr argwöhnisch betrachtet. Dort stuft man diese Kooperationen als Teil einer amerikanischen Containment-Politik, einer Eindämmung, ein. Entsprechend wird Campbell in Beijing kritisch beäugt. Wie Campbell die Auseinandersetzung mit China sieht, kann man in einem Foreign-Affairs-Artikel nachlesen, den er im Herbst 2019 zusammen mit dem späteren Sicherheitsberater Jake Sullivan geschrieben hat. Titel: „Competition without Catastrophe.“  Später, im Juni 2023,  skizzierte er seine China-Politik bei einem Pressebriefing so: „We are in competiiton with China, but we are not seeking conflict, confrontation or a new Cold War. We are managing the competiton reasonabily.”

In seiner neuen Funktion wird Campbell sicher seinen Einfluss auf Bidens Asien- und China-Politik noch vergrößern. Übrigens ist seine Frau nicht weniger einflussreich. Die in Hamburg geborene Lael Brainard (61) ist nämlich Direktorin des National Economic Council, des wichtigsten Beratungsgremiums des Präsidenten in Sachen Wirtschaft. Getroffen haben sich die beiden – wie sollte es bei einem solchen Power-Paar auch anders sein – in der Cafeteria der Harvard University.

Info:

Hier der Artikel von Kurt Campbell und Jake Sullivan in Foreign Affairs: https://www.foreignaffairs.com/china/competition-with-china-catastrophe-sullivan-campbell?check_logged_in=1 Und hier ein relativ aktuelles Interview Campbells mit China Talk:

https://www.chinatalk.media/p/kurt-campbell-on-grand-strategy-and-e84

No Comments Yet

Comments are closed