WIRTSCHAFT I Chinesische Firmen meiden NRW

„Investieren oder nicht investieren? – Wie chinesische Unternehmen das Investitionsumfeld in NRW sehen“ lautet die Überschrift für eine Studie, die die Deutsch-Chinesische Wirtschaftsvereinigung (DCW) in Auftrag gegeben hat. Um diese Frage zu beantworten, haben Thomas Heberer und Anna Shpakovskaya (Institut für Ostasienwissenschaften an der Universität Duisburg-Essen) über 40 Vertreter chinesischer Firmen und Verbände in Tiefeninterviews befragt. Ihr Ergebnis: Chinesische Unternehmen würden „derzeit ihre Investitionen in NRW und Deutschland hinterfragen, aufschieben oder zurückfahren“.  Grund für diese Zurückhaltung chinesischer Investoren seien die wachsenden geopolitischen Spannungen, aber auch die negative Berichterstattung über China in den deutschen Medien.  Sie bemängeln außerdem die technologische Rückständigkeit Deutschlands, das langsame Innovations- und Entwicklungstempo hierzulande sowie den besorgniserregenden Mangel an hochqualifizierten Arbeitskräften.  Aufgrund dieser Defizite würden – so die Studie – chinesische Investoren partiell über Investitionsverlagerungen in andere Länder oder zumindest andere Bundesländer nachdenken.

Hier ein paar chinesische Stimmen aus der Studie:

  • „die Situation hat sich dramatisch verändert. Wir können noch nicht so recht nachvollziehen, weshalb. Die Medienberichterstattung über China ist sehr negativ geworden. Wir sind doch nur mit geschäftlichen Intentionen hierhergekommen, wir machen keine Politik.“
  • „Die Nachrichten über China werden immer negativer. Aus diesem Grund sind chinesische Unternehmen mittlerweile ehr vorsichtig, wenn es um Investitionen in Deutschland geht. Sie befürchten, die Konfrontation zwischen China und der EU könnte sich noch deutlich verschärfen.“
  • „Das chinesische Unternehmen X plante ursprünglich, in ein deutsches Unternehmen zu investieren. Dies wurde allerdings abgelehnt, weil das deutsche Unternehmen Bedenken wegen einer möglichen Negativreaktion seiner Kunden hatte. Dieses erklärte später, sie würden ihre Kunden verlieren, wenn sie chinesische Investitionen zuließen. Soweit ist es schon gekommen.“
  • „Forschungseinrichtungen wollen aufgrund des starken politischen Drucks nicht mehr mit uns zusammenarbeiten. Obwohl viele Professoren und Forscher großes Interesse an einer Zusammenarbeit zeigen, ist deren Hochschulleitung damit nicht einverstanden.“
  • „Ich arbeite hier und zahle Steuern. Wie viele andere Chinesen auch tragen wir zur deutschen Wirtschaft bei. Aber ich fühle mich zunehmend unsicher. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht anerkannt und akzeptiert werde. Dieses Gefühl teilen inzwischen viele. Zunehmend erwägen chinesische Unternehmen Deutschland zu verlassen, andere denken über eine Verlagerung nach Osteuropa nach.“

Info:

Die Studie kann hier heruntergeladen werden:

https://www.dcw-ev.de/files/dcw-businesspraxis/DCW-Businesspraxis_02-HEB.pdf

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