Das Perlflussdelta im Süden Chinas ist eine der dynamischsten Wirtschaftsregionen der Welt. Wenn man China häufig als Fabrik der Welt bezeichnet, dann meint man damit vor allem diesen Landstrich links und rechts des Perlflusses, der in das Südchinesische Meer mündet. Doch bislang war der Erfolg des Deltas ungleich verteilt. Der östliche Teil mit der Hightech-Metropole Shenzhen und dem Hardware-Standort Dongguan dominierte, während der westliche Teil mit den Städten Zhuhai, Zhongshan und Foshan sich nicht so dynamisch entwickelte. Der Osten hatte den Vorteil der Nähe zu Hongkong und er war gut mit Schienen und Straßen verbunden. Der Westen hingegen war im logistischen Abseits, zumal es lange Zeit keine Verbindungen zwischen West und Ost über das Perlflussdelta hinweg gab. Das änderte sich erst spät durch den Bau zweier Brücken: im Norden durch die Humen-Brücke (eingeweiht im Juni 1997) und ganz im Süden die berühmte und gigantische Hongkong-Zhuhai-Macau-Brücke (Oktober 2018). Aber es fehlte nach wie vor eine Verbindung in der Mitte des Perlflussdeltas. Diese Lücke wurde nun geschlossen. Am 30. Juni wurde die 24 Kilometer lange Shenzhen-Zhongshan-Brücke eingeweiht. Sie besteht aus zwei Brücken, zwei künstlichen Inseln und einem 6,8 Kilometer langen Unterwassertunnel. Dadurch verkürzt sich die Fahrtzeit zwischen Shenzhen nach Zhongshan von zweieinhalb Stunden auf 30 Minuten. Die neue Brücke entlastet damit auch die weiter nördlich gelegene Humen-Brücke, auf der es wegen Überlastung häufig zu Staus kam. West und Ost wachsen damit weiter zusammen. Das ist ganz im Sinne der Erfinder der Greater Bay Area (GBA), einem Zusammenschluss von elf Städten im Perlflussdelta – neun aus der Provinz Guangdong sowie den beiden Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macau.
Info:
Hier ein kurzes Video über die neue Brücke: https://www.youtube.com/watch?v=Vgo0R5ZEZps
Und hier ein sehr langes Video mit Live-Bildern von der Einweihung am 30. Juni: https://www.youtube.com/watch?v=wy5J3NkcvtI