Chinas Militär zeigt vermehrt Flagge. So tauchten gerade Kriegsschiffe der chinesischen Marine zu Feierlichkeiten aus Anlass des 328. Geburtstages der russischen Marine in St. Petersburg auf, um anschließend nach Ägypten weiterzufahren. In Afrika nahmen chinesische Schiffe und Flugzeuge bis Mitte August an der von Tansania und Mozambique ausgerichteten Übung „Peace Unity-2024“ teil. Am spektakulärsten war freilich, was sich in den vergangenen Wochen vor Alaska abspielte. Dort drangen chinesische und russische Bomber gemeinsam in die amerikanische Air Defense Identification Zone ein (nicht zum Verwechseln mit dem Luftraum eines Landes). US-Verteidigungsminister Lloyd Austin kommentierte: „This is the first time that we’ve seen these two countries to fly together like that. I think the closest point was about 200 miles off our coast.” Aber Austin sagte auch: “This was not a surprise to us.” Zuvor waren schon chinesische Kriegsschiffe vor Alaska gesichtet worden. Für Colin Flint, Politik-Professor an der Utah State University, hat dieses selbstbewusste chinesische Auftreten eine neue Dimension. In der Asia Times vom 1. August schreibt er: „It shows China has the ability and intent to take its naval rivalry with the US into unchartered diplomatic waters, so to speak, and closer to the American coastline.” Colin Flint hat dazu auch ein Buch geschrieben. Es hat den Titel „Near and Far Waters: The Geopolitics of Sea Power“. Er unterschiedet darin – wie der Titel schon sagt – zwischen near waters und far waters. Die near waters sind die küstennahen Gewässer vor einem Land, die far waters hingegen die weit von den eigenen Küsten entfernten Gewässer. Nur wenige Länder sind in beiden unterwegs. Nach dem zweiten Weltkrieg haben sich die USA zur dominierenden Seemacht entwickelt. Diese Stellung fordert nun China heraus. Flint: „Beijing is a global economic power, and that requires controlling its near waters and building a presence in far waters.” Zwar hat China inzwischen bereits die größte Kriegsflotte der Welt, aber qualititativ kann sie noch nicht mit der US Navy mithalten. Aber: „Without a doubt, China is developing a navy intended to project power into far waters”, schreibt Flint. In den vergangenen 15 Jahren hätte China 131 Kriegsschiffe gebaut, die in far waters operieren könnten. Aber nicht nur Schiffe seien wichtig, sondern auch Stützpunkte außerhalb des Landes. Und da verweist Flint auf Chinas Stützpunkt Ream in Kambodscha, den sie den Amerikanern abspenstig gemacht haben, und auf die Aktivitäten Chinas im Pazifik, vor allem auf den Salomoninseln.
Flint sieht großes Konfliktpotenzial, wenn sich zwei große Seenationen in die Quere kommen: „The far waters of one country are the near waters of another, and that leads to tension.” Ein solcher Konflikt bahnt sich bereits zwischen China und den USA an.
Denn das unausgesprochene Motto lautet: Wenn ihr Amerikaner vor unsere Küste auftaucht, können wir Chinesen uns auch vor eurer Küste zeigen.
Info:
Hier der Artikel von Colin Flint in Asia Times: https://asiatimes.com/2024/08/chinese-warships-off-alaska-cambodia-signal-shifting-seas/