ESSEN I Rein in die Kartoffeln

Kürzlich fragte mich jemand, ob Chinesen Kartoffeln essen. Da ich noch nie eine Chinesin oder einen Chinesen gesehen habe, die oder der das tat, verneinte ich die Frage. Ein paar Tage später wurde ich als ignoranter Lügner entlarvt. Denn eher zufällig entdeckte ich in den Potato News Today (was es alles gibt?!) einen Artikel des Herausgebers Lukie Pieterse mit der Überschrift „Beyond Rice and Wheat: The potato´s role in China´s food security, and it’s importance in the agricultural future.” Er fütterte mich zunächst mit einer überraschenden Zahl: China ist mit 95,5 Millionen Tonnen Kartoffeln der größte Produzent der Welt, übrigens vor Indien. „China has become a key player in the international potato trade”, schrieb Lukie Petersie. Die Kartoffel kam gegen Ende der Ming-Dynastie nach China, konnte sich aber zunächste gegen Reis und Weizen nicht durchsetzen. Das änderte sich erst im späten 20. Jahrhundert. Der Durchbruch kam 2015, als die Regierung eine neue Strategie ausgab: „Potato as a Staple Food“. Neben Reis, Weizen und Mais sollten sich die Kartoffeln als viertes Grundnahrungsmittel etablieren. Die Regierung verteilte Beihilfen für Bauern, die Kartoffeln anbauten – vor allem in Regionen, wo Reis und Weizen nicht so gut gedeihen. Traditionelle Kartoffel-Provinzen sind die Innere Mongolei, Gansu, Yunnan und Ningxia. Neue Anbaugebiete sind in Sichuan und Hubei entstanden. Es wurde viel in die Kartoffel-Forschung und in die Lieferkette (Lager und Verarbeitung) investiert. Außerdem wurden den Verbrauchern die Vorteile der Kartoffeln nahegebracht. Vor allem die jüngere Generation greift inzwischen häufig zu Kartoffelprodukten, allerdings nicht in der gesunden Form. Kartoffelchips und Pommes sind dort sehr beliebt.

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