WIRTSCHAFT I Trumps Lieblingswort und seine Folgen

Am 15. Oktober trat Donald Trump vor dem Economic Club of Chicago auf. Im Gespräch mit Bloomberg-Chefredakteur John Micklethwait kam er schnell auf sein Lieblingsthema und sein Lieblingswort zur sprechen: Tariffs, also Zölle. „To me the most beautiful word in the dictionary is tariff. It’s my favourite word.” Micklethwait hielt dagegen, wies auf die Nachteile von Zöllen hin – zum Beispiel eine steigende Inflation und Gefahr von Handelskriegen. Aber Trump ließ sich nicht beirren, machte sich gar über ihn lustig und blieb bei seiner Forderung: 60 Prozent Zoll auf chinesische Produkte, 10 oder gar 20 Prozent auf Waren aus allen anderen Ländern (derzeit erheben die USA im Schnitt Zölle von nur zwei bis drei Prozent). Und sollte jemand auf die Idee kommen, in Mexiko Autos zu produzieren und diese dann von dort in die USA zu exportieren, so seien 100 bis 200 Prozent Zoll fällig.

Chinesische Autofirmen sind bereits auf diese Idee gekommen. Auch in anderen Branchen denken chinesische Firmen an eine Verlagerung ihrer Produktion, um den geplanten hohen Zöllen auszuweichen. Vor allem Standorte in Südostasien haben sie im Visier. Doch Trump will diese Schlupflöcher schließen, indem er diesen Staaten – zum Beispiel Indonesien, Malaysia, Thailand oder Vietnam – ebenfalls mit hohen Zöllen droht. Übrigens denken auch die Demokraten in diese Richtung. Was oft vergessen wird: Sie haben die unter Trump eingeführten Zölle gegen chinesische Produkte nie zurückgenommen. Für sie sind aber Zölle nur ein Instrument, um den chinesischen Rivalen einzuhegen. Ihre tool box ist wesentlich umfangreicher bestückt.

Aber Trumps Zölle beherrschen nun mal die Diskussion. Fast die ganze Welt ist deshalb in Aufregung. Was bedeuten die Zölle für die Weltwirtschaft? Wird die eh schon stotternde Globalisierung noch weiter gedrosselt? Kommt es gar zu einem Handelskrieg?

Wissenschaftler mahnen und erstellen Modellrechnungen. Zum Beispiel das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Es hat in seiner Studie „Was droht den transatlantischen Handelsbeziehungen unter Trump 2.0?“ zwei Szenarien durchgespielt. Im ersten, dem realistischeren Szenario macht Trump seine oben beschriebenen Forderungen wahr (10 Prozent Zoll auf alle Waren, 60 Prozent auf chinesische). Die EU reagiert mit zehn Prozent Zoll auf US-Einfuhren. In diesem Falle kommt es sowohl in den USA als auch in der EU zu Wachstumseinbußen, allein in Deutschland von bis zu 1,5 Prozent.

Noch viel härter wird es China treffen, zumal auf ihre Waren viel höherer Zölle erhoben werden, nämlich 60 Prozent (manchmal nennt Trump auch 100 Prozent). Die Analysten der Investmentbank UBS rechnen mit einem Wachstums-Minus von 2,5 Prozent. Das aktuelle chinesische Wachstum von 4,6 Prozent (drittes Quartal 2024) würde sich also mehr als halbieren. Die Reaktion der Chinesen auf Trumps massive Zollerhöhungen gegenüber chinesischen Waren wird sein, dass China auf andere Märkte ausweicht. Dabei kommt vor allem Europa in den Blick der Chinesen. China könnte also seine Exporte in die EU erhöhen und das in einer Phase, wo jetzt schon viele in Europa über die chinesische Exportschwemme klagen.

Trumps Handelspolitik, die eine reine, eigentlich antiquierte Zollpolitik ist, wird die globale Wirtschaft schädigen. „Wir werden alle ärmer“, sagte DIW-Präsident Marcel Fratzscher dieser Woche gegenüber der Süddeutschen Zeitung.

Verrückt, dass ein Mensch, der simple ökonomische Zusammenhänge nicht kapiert, die restlichen sieben Milliarden in eine Art Geiselhaft nimmt.

Info:

Hier das Video vom Gespräch Trumps im Economic Club of Chicago (ab Minute 10 über Zölle): https://www.c-span.org/video/?539131-1/president-trump-interview-economic-club-chicago#

Hier die Szenarien-Studie des IW: https://www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/Studien/Report/PDF/2024/IW-Report_2024-US-Wahl.pdf

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