KULTUR I Eine Bauernband macht Karriere

Zwei Tage vor Tourneebeginn steht Ba Nong (44) noch in einem Reisfeld in seiner heimatlichen Provinz Guangxi und gibt der New York-Times-Reporterin Vivian Wang ein Interview. Er sagt: „The land gets to rest, and I get to play.” Die Ernte ist eingefahren, das Land bestellt. Jetzt kann er sich seinem Hobby, der Musik, widmen. Ba Nong ist der Chef einer dreiköpfigen Rockgruppe namens Varihnaz, die plötzlich zu nationalem Ruhm kam und es soeben sogar in die New York Times geschafft hat. Am 29. Oktober erschien dort eine Story unter der Überschrift: „Part-Time Farmers, Part-Time Rock Stars: A Chinese Band’s Unlikely Rise.“ Es ist in der Tat eine unwahrscheinliche Geschichte, die sich um die Band rankt.

Ba Nong wurde in einem kleinen Dorf in Guanxi geboren, dreieinhalb Autostunden von der Hauptstadt Nanning entfernt. Mit 20 kaufte er sich eine erste Gitarre und brachte sich das Spielen selbst bei. Er gründete eine Band namens Varihnaz, die in der Sprache der Zhuang-Minderheit „Fields filled with fragrant rice flowers“ bedeutet. Sie trat in unterschiedlicher Besetzung vor 30,40 Leuten auf. Zwischendurch ging Ba Nong für ein paar Jahre nach Guangzhou, wo er als Graphikdesigner arbeitete. Aber das war nicht seine Welt. Reumütig kehrte er 2012 aufs Land zurück, beschäftigte sich vor allem mit organischem Reisanbau und lernte verschiedene lokale Musikinstrumente kennen. Reisbauer und Musiker – das war seine gespaltene Welt. Nach seiner Rückkehr lernte er auch Shi Ba kennen, ebenfalls ein musikliebender Bauer, und Lu Min, der mit 13 Jahren die Schule verließ und neben seiner Arbeit in der Fabrik das Gitarrenspielen lernte. Dieses Trio, das eine Vielfalt von Musikinstrumenten beherrscht, bildete die neue Besetzung von Varihnaz. Der große Durchbruch gelang ihnen, als sie in der Casting-Show „The Big Band“ auftraten (wird seit 2019 vom Streamingdienst iQIYI produziert). Es folgte das erste große Bühnendebüt in Hangzhou. Inzwischen haben sie drei Alben veröffentlicht. Sie singen keine schmalzigen Liebeslieder. Nein, ihr Them ist das Landleben. Gerade sind sie auf einer landesweiten Tournee. Ihr erstes Konzert in Guilin war ausverkauft. Es war nicht nur eine Musikshow. Sie zeigten auch eine Slideshow über Reisanbau. Eines ihrer Lieder bestand nur aus den Namen von Pestiziden. Und nach Ende des Konzerts verkauften sie nicht nur ihre Alben, sondern auch ihren eigenen Reis.

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