WIRTSCHAFT I Displays sind die neuen Batterien

Die Überschrift darf man nicht wörtlich nehmen. Sie gilt nur im übertragenen Sinne:Nachdem China den globalen Batteriemarkt beherrscht, droht nun auch die chinesische Dominanz bei den Displays. Fast jede und jeder schaut am Tag Dutzende Mal auf solche Displays, sei es auf seinem Handy, Laptop, Tablet, Computer oder TV-Gerät. Bildschirm nannte man sie früher in den Urzeiten des Fernsehens, als die Moderatoren die Zuschauer noch daheim an den Bildschirmen begrüßten. Aus, vorbei. Jetzt heißen die Bildschirme Displays und sind technologisch sehr anspruchsvolle Bauteile dieser zuvor genannten Geräte.

Früher, in den 90er Jahren, waren die Japaner führend bei der Display-Entwicklung und -Produktion. Sie verloren aber ihre Vormachtstellung Anfang bis Mitte der 2000er Jahre an die Südkoreaner, vor allem an die beiden Giganten Samsung und LG. Doch die Koreaner wurden inzwischen von den Chinesen abgelöst. Sie beherrschen inzwischen den globalen Display-Markt. Eigentlich gibt es zwei getrennte Märkte, weil es zwei Display-Technologien gibt – LCD und OLED. LCD steht für Liquid Crystal Display, OLED für Organic Light-Emitting Diode. LCD ist die ältere Technologie. Sie existiert seit den frühen 2000er Jahren. Doch inzwischen wird sie zunehmend von OLED abgelöst, das eine bessere Bildqualität bietet und weniger Energie verbraucht.

Bei beiden Technologien dominieren die Chinesen. Bei LCD hat das Land einen globalen Produktionsanteil von über 70 Prozent, bei OLED von über 50 Prozent.

Ist es schlimm, wenn China diesen Markt dominiert? Ja, sagen die Autoren eines aktuellen Reports der amerikanischen Unternehmensberatung Pamir, die auf geostrategische Themen spezialisiert ist. Der Report trägt den Titel „Displays are the New Batteries – China’s Growing Dominance of the Global Display Market and its Implications for our Economy and National Security”. Die beiden letzten Worte verraten, wo das Problem liegt. Displays werden zunehmend in militärischen Produkten verwendet. Sie sind inzwischen ein sogenanntes Dual-Use-Produkt, das zu zivilen und militärischen Zwecken verwendet werden kann. „The display industry must be treated as an important part of a nation’s defense industrial supply chain”, heißt es deshalb in dem Report. Dies hätte China früher erkannt als andere Länder, früher auch als die USA: „China strategically targeted the display sector since the early 2000s.” Seit diesen Zeiten fließt viel Geld in diesen Sektor. Vor allem ein Unternehmen hätte davon profitiert: die BOE Technology Group. BOE wurde 1993 gegründet und hieß früher Beijing Oriental Electronics. Zwischen 2010 und 2021 hätte BOE 3,9 Milliarden Dollar an Subventionen erhalten, rechnen die Pamir-Autoren in ihrem Report vor, der sich sehr ausführlich mit der Struktur des Unternehmens auseinandersetzt. Neben dem klaren Marktführer BOE sind aber noch die anderen chinesischen Display-Hersteller TCL, Tianma und Visionox zu erwähnen. Es ist wie in der Batteriebranche, wo ein chinesischer Hersteller – CATL – dominiert. Deshalb ist der Titel gerechtfertigt: Displays sind die neuen Batterien.

Info:

Hier kann man den Pamir-Report ordern: https://pamirllc.com/executive-briefs/pamir-report-displays-are-the-new-batteries

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