POLITIK & WIRTSCHAFT I Aussichten für 2025

Jahreswechsel – das ist traditionell die Zeit für Rückblicke und Ausblicke. Ich schaue heute nicht zurück, sondern nach vorne und stelle im Folgenden eine subjektive Auswahl der vielen Prognosen vor, die sich mit China beschäftigen. Wie wird sich China politisch wie wirtschaftlich entwickeln, wie das Verhältnis China zu Europa, zu den USA und zum Rest der Welt? Prognosen sind immer mit Unsicherheiten behaftet, dieses Jahr aber besonders. Denn vieles hängt davon ab, was der Mann, der am 20. Januar in den USA an die Macht kommt, tun wird. Wie er mit China umgehen wird, wird China, aber auch dessen Beziehungen zu anderen Staaten gravierend beeinflussen.

ASPI: Das Asia Society Policy Institute in New York bietet in seinem Report “China 2025 – What to Watch” 13 Artikel zu verschiedenen Themen an. Im Eingangsartikel wird zusammenfassend festgestellt: “The coming year will prove pivotal in testing Beijing’s resilience and adaptability as it confronts an increasingly hostile geopolitical environment while navigating extremely complex domestic challenges.” Hier eine Auswahl der Überschriften der danach folgenden Artikel, die Rückschlüsse auf Inhalt und Tendenz zulassen: „Pressure Will Grow Between Xi’s Political Power and His Ability to Deliver Results“; „Significant Fiscal Reform Initiatives Are in the Pipeline“; „Tensions Over Industrial Policy and Trade Will Escalate“; „Economic Slowdown and Post-COVID Challenges Will Continue to Drive People Toward Religion”; “Beijing Will Struggle to Manage Relations with the New U.S. Administration“; “Risk of Volatility Will Loom Large Across the Taiwan Strait“. Info: https://asiasociety.org/policy-institute/china-2025-what-watch

Merics: Der Berliner Thinktank veröffentlichte Anfang Dezember die China Essentials Sonderausgabe „China im Jahr 2025“. In der Außenpolitik wird erwartet, dass China angesichts der zunehmenden transatlantischen Spannungen Europa mehr umwerben wird. Zugleich werde China versuchen, Koalitionen mit gleichgesinnten Partnern zu bilden. Wirtschaftspolitisch sei nicht mit einem Konjunkturprogramm zu rechnen. Am bisherigen Wirtschaftskurs werde festgehalten, allenfalls marginale Anpassungen würden vorgenommen. In der Wissenschaft steht vor allem die Künstliche Intelligenz im Vordergrund. Hier werde China weitere Schritte unternehmen, um im Wettlauf mit den USA um die Vorherrschaft bei der KI zu bestehen. Innenpolitisch wird China angesichts wachsender gesellschaftlicher Spannungen reagieren und Reformen im Bereich der Steuer-, Sozial- und Rentenpolitik vornehmen. Info: https://merics.org/sites/default/files/2024-12/19%202024_MERICS%20China%20Essentials%20DE.pdf

James Palmer: Der stellvertretende Chefredakteur von Foreign Policy und Herausgeber des wöchentlichen China Brief macht „5 Predictions for China in 2025“: Erstens erwartet er „a harsh trade war“; zweiten rechnet er mit einem „broading public discontent“; drittens sieht er „grassfroots government crisis“, also vor allem finanzielle Probleme in den Kommunen; viertens prophezeit er „global opportunities“ für China, wenn sich die USA aus internationalen Organisationen zurückziehen und China in die Lücken springen wird. Fünftens sieht er „The PLA on a leash“. Angesichts von weiteren Reformen und Anti-Korruptionskampagnen werde sich das Militär auf interne Aufgaben konzentrieren und von Abenteuern absehen. Info: https://foreignpolicy.com/2024/12/31/china-predictions-2025-economy-tariffs-public-discontent-pla/

Oxford Economics: Das Beratungsunternehmen kleidet seine drei Schlüsselthemen in Fragen: Erstens: Will China fall in a deflationary spiral?; Zweitens: Can the Chinese government orchestrate a consumption recovery?; Drittens: How will China´s fiscal and monetary policies involve in 2025? Info: https://www.oxfordeconomics.com/resource/china-key-themes-2025-a-policy-driven-half-full-glass-economy/

International Institute for Management Development (IMD): Mark J. Greeven, China-Experte der Business School IMD in Lausanne, sieht vier Trends „shaping China´s trajectory in 2025“: Erstens, Building growth from within: Stronger stimulus measures expected; Zweitens: Adopting to Trump 2.0: Diversifying trade strategies; Drittens: Innovation and green economy: China´s future back strategies; Viertens: Enterprise Globalization: A new and different wave of global China companies. Info: https://www.imd.org/ibyimd/2025-trends/four-trends-shaping-chinas-trajectory-in-2025/

GTAI: Corinne Abele, die in Shanghai lebende Korrespondentin der GTAI (Germany Trade and Invest), titelt über ihren Ausblick: „Wirtschaft kommt nicht in Gang“. Die Begründung fasst sie kurz in der Unterzeile zusammen: „Chinesische Konsumenten bleiben sparsam, der Immobiliensektor befindet sich weiter in der Krise. Gleichzeitig wachsen die Überkapazitäten in der Wirtschaft.“ Info: https://www.gtai.de/de/trade/china-wirtschaft/wirtschaftsausblick, https://www.gtai.de/de/trade/china-wirtschaft/arbeitsmarkt 

Weltbank: Kurz vor Jahresende hat die Weltbank ein „China Economic Update“ herausgegeben. Probleme werden nach wie vor im Immobiliensektor gesehen: “A more persistent downturn in the property sector could further temper investment and local government revenues.” Stimulus-Programme würden nicht ausreichen, das Wachstum zu erhöhen. Denn die Wachstumsprobleme seien struktureller Art wie zum Beispiel ein zu niedriger Konsum, hohe lokale Schulden und eine alternde Bevölkerung. Zwar habe es kürzlich Ankündigungen geben, diese strukturellen Probleme angehen zu wollen, aber man habe bislang noch keine Details erfahren. Info: https://thedocs.worldbank.org/en/doc/f66f7093d7be0141fe43156e5968c466-0070012024/original/CEU-December-2024-EN-Final.pdf

Wachstumsprognosen: Für das kommende Jahr erwartet Chinas Führung wieder ein Wachstum von fünf Prozent. Ausländische Banken und Institutionen sind da nicht ganz so optimistisch. Ihre Prognosen schwanken zwischen 4 und 4,8 Prozent Wachstum. Die OECD erwartet 4,7 Prozent, der Internationale Währungsfond (IWF) sowie die Weltbank 4,5 Prozent. Die Ratingagentur Fitch geht von 4,3 Prozent aus. Am pessimistischsten ist das amerikanische Beratungsunternehmen Rhodium Group, das allenfalls ein Wachstum zwischen drei und 4,5 Prozent erwartet, aber nur wenn China „stimulates domestic demand with some urgency and ramp up debt“. Info: https://rhg.com/research/after-the-fall-chinas-economy-in-2025/

 

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