GESELLSCHAFT I Die „geheimen“ Lohnerhöhungen für Beamte

Chinas staatliche Stellen haben offenbar die Gehälter ihrer Mitarbeiter erhöht. Man muss das so sorgfältig formulieren, weil die Lohnerhöhung bislang nicht von offizieller Seite bestätigt wurde. Als erstes berichtete am 31. Dezember die Nachrichtenagentur Bloomberg über die höheren Löhne für Beamte und Angestellte des öffentlichen Dienstes in China. Am 3. Januar zog Reuters mit einer ähnlichen Story nach. Sie berufen sich dabei auf Gespräche mit Beamten, die freilich anonym bleiben wollen, und auf Kommentare in den sozialen Medien. Danach sollen die Staatsbediensteten im Schnitt 500 Yuan (knapp 67 Euro) mehr bekommen. Für jüngere sei eine Erhöhung von 300 Yuan (rund 40 Euro) im Schnitt vorgesehen. Es ist freilich keine generelle Lohnerhöhung übers ganze Land. Sie variiert stark und ist abhängig vom Ort, der Haushaltssituation in den Kommunen und Provinzen, dem Rang und dem Alter. Es wird auch berichtet, dass diese Lohnerhöhung rückwirkend ab Juli 2024 gelten soll. Aber – wie gesagt – genaues weiß man nicht. Es gibt bislang keine offizielle Verlautbarung dazu.

Warum die Geheimnistuerei der Behörden? Gehaltssteigerungen für Staatsbedienstete sind in China ein sensibles Thema. Sie genießen nach wie vor einige Sozialleistungen, die der Chinese in der privaten Wirtschaft nicht mehr hat. Zudem hat der Beamte  einen sicheren Arbeitsplatz. Gerade deshalb ist ein Job bei Vater Staat unter jungen Leuten, die besonders unter der hohen Arbeitslosigkeit zu leiden haben, sehr begehrt. Im vergangenen Oktober haben rund 3,4 Millionen Chinesen den Eingangstest gemacht, aber nur wenige wurden genommen. Die Chancen einen Beamtenjob zu bekommen, stehen 1:80. Die Privilegien der Staatsbediensteten schafft Neid vor allem in Zeiten, in denen in der Privatwirtschaft teilweise die Löhne gekürzt werden und auch Leute entlassen werden. Eine öffentlich verkündete Lohnerhöhung für die knapp 40 Millionen im Staatsdienst Beschäftigten würde im großen Rest der Bevölkerung nicht gut ankommen. Dabei könnte man die Erhöhung durchaus begründen. Erstens ist es seit 2015 die erste Lohnsteigerung. Damals gab es 30 Prozent mehr Lohn. Und zweitens könnte eine solche eine erwünschte und notwendige konjunkturelle Wirkung zeigen. Denn Chinas Wirtschaft leidet ja unter anderem auch an einer Konsumzurückhaltung. Wer aber mehr Geld in der Tasche hat – wie jetzt die Beamten – könnte mehr ausgeben. Ob die Beamten sich konsumfreudiger zeigen, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen.

Info:

Hier der Reuters-Artikel über die Lohnerhöhung in der Straits Times: https://www.straitstimes.com/asia/east-asia/china-gives-government-workers-first-big-pay-bump-in-a-decade-to-boost-economy

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